Es ist Semesterstart – und in meiner Bubble sehe ich vor allem eines: Erschöpfung. Schon vor der ersten Sitzung. Vor dem ersten Seminar. Vor dem ersten Papierstapel. Statt frischer Aufbruchsstimmung macht sich ein dumpfes Gefühl breit: Wie soll ich das schaffen? Schon wieder? Noch ein Semester?
Erschöpfung als Dauerzustand
Viele Wissenschaftler*innen gehen nicht frisch und gestärkt ins neue Semester, sondern ausgelaugt und auf Sparflamme. Die vorlesungsfreie Zeit war nicht wirklich Erholung, sondern ein einziges Aufholen, Nacharbeiten und Anträge schreiben. Jetzt beginnt die Vorlesungszeit – aber die Energie dafür fehlt.
Das ist nicht einfach nur unangenehm. Es ist gefährlich. Denn chronischer Stress macht etwas mit uns:
- Er schränkt unser Denken ein
- Er reduziert unsere Fähigkeit zur Selbstreflexion
- Und er lässt komplexe Entscheidungen wie einen unüberwindbaren Berg erscheinen
„Soll ich gehen – oder bleiben?“ braucht Raum, nicht Alarmmodus
Wenn du darüber nachdenkst, die Wissenschaft zu verlassen, brauchst du Klarheit. Einen wachen Kopf. Zugang zu deinen Wünschen, Werten und Zielen. Aber genau dieser Zugang fehlt, wenn dein Nervensystem im Dauerstress ist. Dann sind alle Gedanken geprägt vom Gefühl der Überforderung. Und das kann zu Kurzschlüssen führen:
„Ich muss hier einfach nur raus!“ – obwohl du noch nicht weißt, wohin.
Oder: „Jetzt ist eh nicht der richtige Moment für Veränderungen“ – obwohl du das schon seit drei Jahren denkst.
Du musst nicht JETZT entscheiden – aber du darfst dir Raum schaffen
Wenn du dich im Moment völlig überlastet fühlst, ist das ein wichtiges Signal. Vielleicht ist jetzt nicht der Moment für eine große Entscheidung – aber jetzt ist vielleicht der Moment, dir Raum dafür zu schaffen.
Das kann heißen:
- Ein Gespräch mit jemandem, der deinen Zweifel ernst nimmt
- Eine Pause vom Scrollen durch akademische Erfolgs-Posts
- Oder ein strukturierter Rahmen, in dem du Schritt für Schritt klären kannst, was du eigentlich willst
Denn: Entscheidungen, die auf Erschöpfung basieren, sind selten gute Entscheidungen. Aber Ignorieren hilft auch nicht weiter.
Fazit: Deine Entscheidung verdient Ruhe – nicht Dauerstress
Wenn du das Gefühl hast, dass deine Energie kaum für den Alltag reicht, wie soll sie dann für die großen Fragen reichen?
Der Wunsch, etwas zu verändern, ist ernst zu nehmen – aber er braucht einen klaren Kopf, nicht den ständigen Kampf mit dem nächsten Termin.
Vielleicht ist dieser Semesterstart nicht der Beginn von noch einem erschöpften Durchgang, sondern der Moment, an dem du beginnst, deine eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen.
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