Die Entscheidung, aus der Wissenschaft auszusteigen, fällt oft schwer. Ich habe immer noch das ‚Oh, die hat’s nicht geschafft‘ im Ohr, das so viele von uns Wissenschaftler*innen kennen. Dieses Narrativ vom Scheitern war ein Grund (von mehreren), warum ich so lange geblieben bin.
Doch was, wenn das Festhalten an etwas, das nicht mehr funktioniert, dich davon abhält, dein Potenzial zu entfalten? Loslassen ist keine Schwäche – im Gegenteil: Es ist eine Fähigkeit, die Mut, Klarheit und Selbstreflexion erfordert. In diesem Blogartikel geht es darum, warum das Lernen, etwas loszulassen, ein wichtiger Schritt in deiner beruflichen und persönlichen Entwicklung ist und wie du diesen Prozess gestalten kannst.
Warum ist Loslassen so schwierig?
Loslassen bedeutet, sich von etwas zu verabschieden – einem Job, einer Beziehung, einem Ziel. Dieser Schritt fühlt sich oft wie ein persönliches Scheitern an, vor allem, wenn du viel Zeit, Energie und Emotionen investiert hast. Psychologen nennen dieses Phänomen die Sunk Cost Fallacy: Wir neigen dazu, an Dingen festzuhalten, nur weil wir bereits so viel hineingesteckt haben, auch wenn sie uns nicht länger guttun.
Ein weiterer Grund ist die Angst vor dem Unbekannten. Was passiert, wenn ich diese Entscheidung treffe? Was, wenn ich es später bereue? Diese Unsicherheiten sind normal, aber sie sollten nicht verhindern, dass du mutige Entscheidungen triffst. In dieser Podcastfolge habe ich ein wenig mehr über die Ängste beim Verlassen der Wissenschaft gesprochen.
Loslassen ist keine Schwäche, sondern eine bewusste Entscheidung
Es braucht Stärke, um sich einzugestehen, dass etwas nicht mehr passt. Oft bleiben wir in Situationen, die uns unglücklich machen, weil wir glauben, dass das Aufgeben gegen unsere Werte oder unsere Identität spricht. Dabei ist es gerade das bewusste Loslassen, das uns Raum für Wachstum schafft.
Indem du dich von etwas löst, das nicht mehr zu dir passt, sagst du „Ja“ zu neuen Möglichkeiten. Du schaffst Platz für Veränderungen, die dir helfen, dein volles Potenzial auszuschöpfen – sei es beruflich, privat oder in deiner Lebensgestaltung.
Für mich war der Punkt, an dem ich mich entschieden habe, die Wissenschaft zu verlassen, wie ein Befreiungsschlag. Vorher fühlte ich mich sehr fremdbestimmt: Ich musste Themen erforschen, die gerade en vogue waren; ich musste soviele Publikationen wie möglich verfassen; ich musste vorsichtig sein, mit wem ich arbeite, weil das ja für Berufungen wichtig sein könnte; ich musste zu allem ja sagen, denn ich wollte ja eine Chance haben, berufen zu werden; ich musste nett zu in der Wissenschaftshierarchie höhergestellten Personen sein, auch wenn sie nicht nett zu mir waren und vieles mehr. All dies war mit dem Moment, in dem ich mich entschieden habe zu gehen, wie weggeblasen. All diese Aspekte waren nicht mehr relevant – und sind es bis heute nicht.
Wie erkennst du, dass es Zeit ist, loszulassen?
Um zu entscheiden, ob Loslassen der richtige Schritt ist, helfen dir folgende Reflexionsfragen:
- Wie fühle ich mich in dieser Situation? Wenn du dich ständig erschöpft, unglücklich oder gestresst fühlst, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass etwas nicht mehr stimmt.
- Bringt mich diese Situation meinen Zielen näher? Frage dich, ob das, woran du festhältst, dich unterstützt oder behindert.
- Bleibe ich nur, weil ich Angst vor Veränderung habe? Angst vor dem Unbekannten ist kein guter Grund, in einer ungesunden oder unbefriedigenden Situation zu verharren.
- Würde ich heute dieselbe Entscheidung treffen? Wenn du vor der Wahl stündest, würdest du dich erneut für diese Situation oder Aufgabe entscheiden?
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Wie du loslassen lernst
- Akzeptiere deine Gefühle:
Loslassen kann schmerzhaft sein, besonders wenn du viel investiert hast. Erlaube dir, diese Gefühle zuzulassen, anstatt sie zu verdrängen. Trauer, Wut oder Unsicherheit sind normale Begleiter dieses Prozesses. - Schaffe Klarheit:
Schreibe auf, warum du loslassen möchtest und welche Vorteile dies langfristig für dich hat. Ein klares Verständnis deiner Gründe hilft dir, fest entschlossen zu handeln. - Entwickle ein Abschlussritual:
Manchmal hilft es, bewusst Abschied zu nehmen, zum Beispiel durch ein Ritual oder das Schreiben eines Abschiedsbriefs (siehe den Blogpost zum Dear John Letter). So kannst du einen klaren Schlussstrich ziehen. - Erstelle einen Plan für das Danach:
Was möchtest du stattdessen tun? Setze dir erreichbare Ziele und arbeite darauf hin. Der Fokus auf das Neue hilft dir, die Angst vor dem Unbekannten zu überwinden. - Suche Unterstützung:
Sprich mit Freunden, Mentor*innen oder einem Coach über deinen Prozess. Unterstützung von außen kann dir helfen, den Mut zu finden, diesen Schritt zu gehen. - Feiere deine Entscheidung:
Loslassen ist ein aktiver Schritt, der dich voranbringt. Würdige deinen Mut und feiere die Freiheit, die diese Entscheidung mit sich bringt.
Loslassen öffnet neue Türen
Loslassen ist kein Scheitern, sondern ein mutiger Schritt in Richtung Veränderung. Es erfordert Klarheit, Reflexion und den Willen, sich von etwas zu trennen, das nicht länger zu dir passt. Wenn du lernst, wie du bewusst loslässt, schaffst du Raum für neue Möglichkeiten – beruflich und persönlich.
Wenn du gerade an einem Punkt stehst, an dem du dich fragst, ob es Zeit ist, etwas loszulassen, lade ich dich ein, darüber nachzudenken, was du gewinnen könntest. Vielleicht ist genau jetzt der richtige Moment, um dich für einen neuen Weg zu entscheiden.
Wenn du darüber nachdenkst, die Wissenschaft zu verlassen und deinen eigenen Weg zu finden, begleite ich dich dabei. In meinem Onlinekurs oder in der individuellen Beratung* entwickeln wir gemeinsam deinen Plan für den nächsten Schritt. Schau dir mein Angebot an – du musst diesen Weg nicht allein gehen!
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