Leaving academia

Abschied von der Wissenschaft: Ein Dear John Brief an die akademische Karriere

Das Verlassen der Wissenschaft ist ein großer Schritt, der oft mit einer Vielzahl von Gefühlen einhergeht: Trauer, Erleichterung, Unsicherheit und manchmal auch Wut. Für viele Wissenschaftler*innen ist die akademische Karriere mehr als nur ein Job – sie ist Identität, Leidenschaft und Lebensinhalt. Den Entschluss zu fassen, diesen Weg zu verlassen, kann sich wie der Verlust eines geliebten Partners anfühlen.

In solchen Momenten kann es hilfreich sein, sich bewusst Zeit zu nehmen, um sich zu verabschieden. Ein Ritual, das ich besonders schön finde, ist das Schreiben eines Dear John Briefes – eines respektvollen Abschiedsbriefes an die akademische Karriere.

Was ist ein Dear John Brief?

Der Begriff stammt ursprünglich aus der Welt der Beziehungen: Ein Brief, in dem man sich von jemandem trennt, oft mit Wertschätzung für die gemeinsame Zeit, aber auch mit Klarheit über die eigenen Bedürfnisse und die Gründe für das Ende. Diese Idee lässt sich auch auf die Wissenschaft übertragen.

Warum ein Abschiedsbrief hilft

  • Raum für Gefühle: Er gibt Platz, Trauer, Dankbarkeit oder Enttäuschung auszudrücken.
  • Klarheit schaffen: Beim Schreiben ordnet man seine Gedanken und kann den Übergang bewusster gestalten.
  • Respekt bewahren: Es ist eine Möglichkeit, die Wissenschaft als wichtigen Teil des eigenen Lebens zu würdigen, auch wenn der Weg endet.

So schreibst du deinen Abschiedsbrief

Hier ist eine mögliche Struktur für deinen Dear John Brief:

  1. Anrede
    Beginne mit einer persönlichen Anrede, so als würdest du dich an einen alte*n Freund*in wenden: “Liebe Wissenschaft,” oder “Meine liebe akademische Karriere,”.
  2. Erinnerungen und Dankbarkeit
    Reflektiere die positiven Aspekte deiner wissenschaftlichen Laufbahn. Was hat dir die Zeit gegeben? Was hast du gelernt? z.B.:
    „Du hast mir beigebracht, neugierig zu sein und immer weiter nach Antworten zu suchen. Du hast mir Räume geöffnet, in denen ich wachsen konnte.“
  3. Ehrliche Gefühle teilen
    Gestehe dir ein, was dich belastet hat und warum du nun gehst. Vielleicht schreibst du:
    „Doch in den letzten Jahren habe ich gemerkt, dass unsere Beziehung nicht mehr das ist, was sie einmal war. Der Druck, die Unsicherheiten und das Gefühl, nie genug zu sein, haben mich müde gemacht.“
  4. Ein Schlussstrich ziehen
    Formuliere klar, dass du dich entscheidest, weiterzugehen:
    „Es ist Zeit für mich, Abschied zu nehmen. Ich weiß, dass ich dir viel zu verdanken habe, aber ich brauche jetzt einen Neuanfang.“
  5. Wünsche für die Zukunft
    Beende den Brief mit einem positiven Ausblick oder einer freundlichen Note:
    „Ich hoffe, dass du weiterhin Menschen inspirierst und ihnen so viel gibst, wie du mir gegeben hast.“

Abschied als Neuanfang

Abschied zu nehmen, bedeutet nicht, dass die Wissenschaft keinen Platz mehr in deinem Leben hat. Es bedeutet, Platz für Neues zu schaffen. Ein Abschiedsbrief ist ein kraftvolles Werkzeug, um diesen Übergang bewusst und reflektiert zu gestalten.

Hast du schon einmal einen solchen Brief geschrieben? Wenn nicht, probiere es aus. Vielleicht ist es genau der Schritt, den du brauchst, um loszulassen – und nach vorne zu schauen.

Wenn du den Jahresbeginn als Grund nehmen möchtest, deine beruflichen Veränderungen anzustoßen, lege ich dir meinen Visionboard 2025 Workshop ans Herz. Den Link zur Anmeldung und alle weiteren Details findest du auf: www.leavingacademia.de/visionboard-2025/

Cookie Consent mit Real Cookie Banner